Der Kieferberg bei Edenkoben

Es wird vielleicht vielfach zu Irritationen führen, wenn wir hier den Namen Kieferberg verwenden. Denn genaugenommen heißt der Kieferberg seit 1872 Werderberg.

Er zieht sich als Ausläufer des direkt im Westen liegenden 570m hohen Schraußenberges entlang Haardtrandes von Nord nach Süd und erreicht auf seiner Spitze eine Höhe von knapp 350 Metern. Hier wird er vom Sieges- und Friedensdenkmal gekrönt, einem weithin sichtbaren Markenzeichen des Werderberges, das 1899  als Denkmal für den Sieg über die Franzosen 1871 errichtet wurde.

Das Siegesdenkmal ist nach einem Entwurf des Bildhauers A.Drumm gefertigt. Was viele nicht wissen: Um die schönen Mosaikarbeiten anzufertigen wurden aus Italien speziell geschulte Arbeiter angeheuert. Die italienischen Künstler waren in den umliegenden Ortschaften, besonders auch in Sankt Martin einquartiert. Dort erzählte man lange davon, daß durch die schönen fremdartigen Lieder der am Abend heimkehrenden und singenden Arbeiter so manch einer das Fenster öffnete, um den fremden Weisen zu lauschen. Daß es wohl nicht allein bei den Fenstern blieb, sondern daß die Italiener viel neues "Blut" in die Dörfer brachten, mag auf einem anderen Blatt gestanden haben, wurde aber unter vorgehaltener Hand bestätigt.....

Auf der Südseite des Berges befindet sich ein ehemaliger Sandsteinbruch, an dessen oberen Rand der sogenannte Straßburger Stein errichtet wurde. Dieser erinnert daran, daß die Edenkobener Bürger vom Kieferberg aus die Mündungsfeuer und Granateneinschläge sehen konnten, als in Straßburg im Krieg 1870/71 gekämpft wurde. Auch das Signal, welches den Sieg über die Franzosen verkündete, soll von dort oben gesehen worden sein. Der Stein stand ursprünglich auf der Fläche, auf der heute das Friedensdenkmal steht und wurde bei Erbauung des Denkmals an seinen heutigen Standort umgesetzt.

Der Kieferberg macht seinem Namen alle Ehre, findet man an seinen Hängen doch vornehmlich die Kiefer als Baumart. Gerade in den unteren Partien, im Übergang zu den Weinbergen und im westlichen Bereich wächst vermehrt die Kastanie.

 

1872 erhielt der Werderberg seinen heutigen Namen nach General von Werder, der die Schlacht bei Straßburg angeführt hatte.

Seinen alten Namen Kieferberg behielt er aber in der Erinnerung der Edenkobener Bürger und nicht zuletzt als Lagenbezeichnung für eine sehr gute Weinlage: die Gewanne  "Kieferberg".

Das was wir heute mit unserem kleinen Weingut bewirtschaften ist der kleine Rest einer ehemals renommierten und bekannten Weinlage in Edenkoben.

So zogen sich die Wingerte von dem Platz, an dem heute die Schutzhütte an der Straße zum Friedensdenkmal steht bis weit in das Tal hinein, bis etwa dort, wo heute noch das Waldhaus (die Villa Medica) steht.

Das Luftbild, das etwa aus dem Jahr 1960 stammt, zeigt deutlich, wie sich gegenüber vom Waldhaus die Wingerte bis hoch in den Wald zogen. Dies ist einem sehr exponierten Abhang an diesem Ort geschuldet, der vollkommen in Südrichtung ausgerichtet ist.

Wer heute, vorallem im Winter wenn Schnee liegt in diesem Bereich spazieren geht, der kann noch gut die Sandsteinmauern und Wingertsteine der alten Weinberganlagen erkennen und so manches, in den Berg gegrabene Weinberghäuschen oder Gewölbe entdecken.

Im vorderen Bereich des Kieferberges, ganz in der Nähe unserer Weinberge hatte der Gewehrschaftsfabrikant und Kommerzienrat Schneider große Flächen, die er bewirtschaften ließ.

Er wirbt noch in einem Prospekt aus den Zwanziger Jahren mit einer   ganz besonderen Spezialität: "Gewürztraminer vom Kieferberg".

Am Hang des Kieferberges hatte er sich ein aus Stein gemauertes Weinberghaus errichten lassen, das es heute noch gibt, das allerdings mittlerweile von Bäumen und Wildwuchs fast verdeckt ist.

Es war übrigens keine Seltenheit, daß sich Fabrikbesitzer in der Pfalz auch im größeren Stil dem Weinbau als zweitem Standbein widmeten.

Unterhalb des Weges ist heute eine große Freifläche, die im Sommer mit Schafen beweidet wird. Dort wuchs einst der bekannte und von Schneider beworbene Gewürztraminer.

 


Aber auch die Winzergenossenschaft Edenkoben bewarb und verkaufte den Wein vom Kieferberg, wie aus unten stehendem Etikett zu erfahren ist:

Die Hänge des Kieferberges, die früher mit Reben bestockt waren, bilden heute das Naturschutzgebiet "Haardtrand-Kieferberg".

Im talwärts gelegenen Teil des Kieferberges findet sich ein sogenanntes FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat-Gebiet). Die erhaltenen Freiflächen werden von der Ortsgruppe des NABU Edenkoben gepflegt und im Frühjahr und Sommer zum Teil mit Schafen beweidet.